Tapetenwechsel

Letzten Montag war es dann also so weit. Gegen 14 Uhr saßen wir wieder mit all unseren Sachen (außer der großen Flasche Wollwaschmittel..) im Wohnmobil. Das Ziel war das kleine Dörfchen Mittelrot in der Gemeinde Fichtenberg, etwa 100 km nördlich. Da wir Zeit hatten und die Strecke eine überschaubare Länge besaß, verzichteten wir auf die Autobahn und fuhren über Landstraßen, um die schöne Landschaft zu genießen. Wir waren deshalb auch nicht traurig, dass Herbie die Berge teilweise nur im zweiten Gang hoch klettern konnte.

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Gegen vier erreichten wir wir dann unser Ziel, einen kleinen Bioland-Kuhhof. Die Besitzer Jo und Michaela haben hier rund 30 Kühe mit Nachzucht und verkaufen ihre Heumilch an eine regionale Biokäserei.  Nach einem kurzen Willkommen und einer kleinen Führung über den Hof gings auch gleich los und Marek konnte beim abendlichen Melkgang helfen. Das Melken, jeweils um 07 Uhr und um 18 Uhr gehört zum festen Tagesprogramm. Damit wir beide dabei sein können helfe ich morgens und Marek abends. Dazwischen müssen Weidezäune umgesteckt werden und Kühe umgetrieben  werden. Natürlich muss auch der Stall täglich gereinigt werden, dafür gibt es „Andi“, einen kleinen Schlepper, mit dem die Gülle aus dem Stall geschoben wird. „Scheiße schieben“ heißt das hier ganz treffend.


Heute haben wir neben der Weide der hochträchtigen Kühe  Äpfel und Birnen gesammelt, denn auch hier werden die eigenen Früchte zu Saft gepresst. Jo hat eine kleine Brennerei, wo er jährlich mehrere hundert Liter Obstschnäpse brennt. So wie bei den Mayers die Hühner beim Umgraben der Beete gackernd neben uns wuselten, in der Hoffnung den ein oder anderen Wurm zu ergattern, so standen hier die Kühe schnaubend am Zaun und freuten sich über jeden Apfel den wir ihnen hinüber warfen. Nur eine Kuh war nicht sonderlich interessiert und stand abseits Herde. Wir ahnten schon, dass das Anzeichen für eine beginnende Geburt sein könnten und als sie dann auch noch Fruchtwasser verlor, waren wir uns sicher, dass sie in Kürze ihr Kälbchen zur Welt bringen würde. Und so war es auch: nach nur einer halben Stunde wurde das Kälbchen geboren.  Toll dass wir das hier gleich miterleben konnten!

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Einige Stunden durfte das Kalb bei der Mutter bleiben, danach wurden die beiden Tiere in den Stall gebracht. Die Mutter kam zu den anderen Kühen und wird jetzt in den Eimer gemolken. Die wertvolle Anfangsmilch bekommt das Kalb dann mit der Flasche gefüttert. Es war uns sehr mulmig zu mute, diesen kleinen wackligen, nassen Wurm von seiner Mutter zu trennen. Ich werde dazu und zu möglichen Alternativen bei Zeiten nochmal einen Beitrag schreiben.

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Joschka findet die Kühe sehr spannend aber auch noch etwas unheimlich. Wenn wir abends im Bett liegen und es muht aus dem Stall, dann fürchtet er sich immer sehr und denkt die Kuh kommt gleich die Treppe hinauf. Aber es wird immer besser und zusammen können wir sie auch schon streicheln gehen. Seine größte Aufmerksamkeit haben hier aber natürlich die Traktoren (gleich vier gibt es hier) mit denen wir auch schon des öfteren unterwegs waren. Eine Sache die Marek und ich auf jeden Fall hier lernen möchten ist Traktor fahren. Marek kann es auch schon ein bisschen und hat Jo gleich angeboten seine Felder zu pflügen. Ich bin sehr gespannt wie/ob das was wird. 😀


In den wenigen Tagen die wir hier sind, konnten wir schon wahnsinnig viel über Kuhhaltung mit allem was dazu gehört lernen und sind gespannt was noch alles auf uns zukommen wird! Wir werden natürlich berichten.

Bis dahin viele matschige Grüße!
Luisa