Auf Wiedersehen Magolsheim
Nun, nach drei Wochen Aufenthalt in Magolsheim, geht es weiter. Es kommt uns vor, als wären wir viel länger hier gewesen, als nur drei Wochen. Wahrscheinlich, weil wir in dieser Zeit so viel erlebt, gesehen und erfahren haben, wie sonst nicht. Aus Magolsheim nehmen wir viel mit!
Gelernt haben wir unter Anderem, wie man seine Beete winterfest macht und gleichzeitig für das nächste Jahr vorbereitet. Der Gemüsegarten wurde hier nach einer Dreierteilung bewirtschaftet, was heißt, dass ein Beet in drei Jahren eine Fruchtfolge von Starkzehrern über Mittelzehrer zu Schwachzehrern durchläuft. Zu Beginn des Gartens starten die Beete diesen Zyklus an unterschiedlichen Stellen, sodass von allen drei Pflanzentypen etwas angebaut wird. Sind die Beete im Spätherbst/Winter abgeerntet, werden die, auf denen Stark- oder Mittelzehrer gewachsen sind mit einer dicken Schicht Laub bedeckt. Auf Beete, auf den Schwachzeher angebaut wurden, kommt eine Schicht Mist, damit die Starkzehrer im nächsten Jahr ein gut gedüngtes Beet vorfinden. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, wie das Bild dieser halb aufgegessenen Zucchini zeigt.
Eine Zucchinipflanze hatte etwa acht von diesen Riesen hervorgebracht! Der Gelben Beete hat es übrigens auch gefallen.
Außerdem haben wir viel im Umgang mit Tieren und über ihre Haltung gelernt, was für Unterschiede es bei Heu gibt und das Hasen und Hühner in Kombination ein Hausschwein durchaus ersetzen können. Ein sehr interessanter Punkt war auch das haltbar machen von Lebensmitteln und die Lagerung. Die Erde unter dem Haus hier besteht zu einem großen Teil aus Kalkstein, es ist fast schon richtiger Fels. Das kommt dem Keller zu gute, der einfach in den Fels hinein gehauen wurde. Die Wände sind mit Lehm verputzt und gekälkt worden. Der Lehm und der Felsen sorgen für das richtige Klima, der Kalk schafft ein Milieu, in dem Schimmel kaum überleben kann. Der Boden ist mit Ziegelsteinen gepflastert und somit auch offenporig. Man kann sagen, der Keller wird nirgendwo am Atmen gehindert. Es ist kühl und leicht feucht. In dieser Umgebung kann Obst und Gemüse den Winter über locker und luftig gelagert werden, ohne das es verdirbt. Natürlich finden auch die eingekochten Lebensmittel hier ihren Platz und ab und an hängen hier ein paar Hasen ab, bevor sie eingefroren werden.
In den beiden Fässern befinden sich etwa 120 Liter Apfelsaft, der mit ausgewählten Hefekulturen versetzt wurde und nun gemächlich zu Apfelmost vergärt. Vor Weihnachten kann man den aber nicht trinken, erst dann hat der Alkohol die Hefe soweit abgetötet, dass man keine Bauchschmerzen oder Schlimmeres davon bekommt. Für das Wurzelgemüse wurde im Sandkasten eine sogenannte Miete hergerichtet. Das unverletzte Gemüse wurde von Erdresten befreit und im Sand vergraben. Darüber kam eine Palette, die aber auf Steinen und nicht auf dem Sand bzw. dem Gemüse auflag. Die Palette wurde mit Stroh ausgestopft und großzügig bedeckt. Anschließend wurden noch ein paar Bretter darüber gelegt, damit man einfach drüber gehen kann. Die so gelagerte Gelbe- und Rote Beete, Möhren und Pastinaken können so mindestens bis März aufbewahrt werden.
Neben all diesen, ich will sie mal Selbstversorgerinformationen nennen, haben wir auf den schönen Wochenendausflügen viel spannendes über die Region hier gelernt. Vor etwa 150-200 Millionen Jahren, im Zeitalter Jura, haben sich in Magolsheim die letzten Wellen des Urmeeres gebrochen. Nördlich über der Ortschaft, wo heute Felder sind, war früher einmal ein Strand. Man kann hier tatsächlich Fossilien finden. Doch irgendwo auf den Feldern verläuft die Grenze, ab der es keine versteinerten Spuren oder Knochen von Meereslebewesen mehr zu finden gibt. Es ist echt verrückt, wenn man da oben steht und sich versucht vorzustellen, dass hier mal die Weiten eines Ozeans begannen.
Die Zeit hier war wirklich sehr schön. Morgen fahren wir auf einen Hof, der als richtiger Landwirtschaftsbetrieb 35 Milchkühe besitzt. Da es weiterhin keine Antworten aus Spanien und Frankreich gab, haben wir beschlossen den Winter in Deutschland zu verbringen. Auf dem Milchhof bleiben wir zwei Wochen, dann geht es weiter zu unserem Winterlager. Wir sind gespannt was wir auf den nächsten Höfen alles erleben werden und halten euch natürlich auf dem Laufenden! 🙂
Beste Grüße aus dem Urmeer und bis bald,
Marek
23. Oktober 2016 @ 23:31
Hey, Ihr vier Herzen. Ich habe schon gegrübelt, wie es bei Euch steht und bei Micha angefragt, ob er was weiß. Na, Marek hatte mir ja am Telefon gesagt, dass Ihr wohl in Bayern überwintert. „Dann bin ich ja beruhigt“.
Nun viele weitere schöne Erfahrungen und Eindrücke, alles Gute und Bussis für Euch, Günter
24. Oktober 2016 @ 21:42
Hi Ihr Lieben,
bin ja ganz begeistert, was ihr so lernt und erfahrt. Für die Kinder auch bestimmt gold wert. Bestimmt besser, als in der Stadt. Hat Joschka jemanden zum Spielen? Habt ihr schon mal die Stadt vermisst? Und eure Freunde?
Herzlichen Gruß von Jens
26. Oktober 2016 @ 21:00
Oh ja, er fühlt sich hier richtig wohl! In Magolsheim gab es gleich vier Kinder (plus Freunde) zum spielen + streiten.
Die Stadt vermissen wir beide absolut nicht, dafür erleben wir hier einfach zu viel. Im Gegenteil, wir sind immer angetaner vom „Landleben“. Freunde und Familie vermissen wir ein bisschen, aber es hält sich (noch) sehr in Grenzen. Viele Grüße
25. Oktober 2016 @ 14:51
Feine Sache, feine Sache! Vor allem das Titelbild des Artikels ist klasse!
Auch ich wünsche euch ganz viuele tolle Erfahrungen und hoffe auf schöne Anekdoten, wenn wir uns wieder sehen 🙂